Mit der Befreiung der Insassen des KZ Auschwitz-Birkenau heute vor 76 Jahren gedenken wir der wahnsinnigen Verbrechen des Nationalsozialismus und seiner Opfer. Bernhard Daldrup (SPD) erinnert an das Schicksal jüdischer Gemeinden im Kreis Warendorf und mahnt zur gesellschaftlichen Wachsamkeit.
„Auschwitz: In keinem Wort drückt sich die Vernichtungspraxis der Nationalsozialisten erbarmungsloser aus. Die Diskussion, der Kompromiss, der Konsens, alle zivilisierten Formen des politischen Umgangs waren ihm nicht nur fremd – er verachtete sie und vernichtete sie systematisch. Der Nationalsozialismus reduziert sich auf die Formel: Ausschalten, was uns nicht passt – der Wille zur Vernichtung des anders Denkenden, des anders Fühlenden, des anders Lebenden“, sagte Bernhard Daldrup anlässlich des Tages des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus.
Diese Praxis fand auch hier vor Ort im Kreis Warendorf statt und gipfelte schließlich in der Reichspogromnacht 1938. SS-Leute stürmten, verwüsteten und verbrannten die Synagogen, Läden und Wohnungen der Juden in Ahlen, Warendorf, Drensteinfurt, Oelde und weiteren Orten des Kreises. Einige Juden wurden auf offener Straße massakriert, viele weitere fanden im KZ Dachau oder Stutthof den Tod. Einige kamen bei Zwangsarbeiten in örtlichen Unternehmen um.
Lediglich in Warendorf und Münster kehrten nach 1945 einige Juden zurück, darunter Hugo Spiegel, dessen Sohn Paul Spiegel den Rest seines Lebens dem Gedenken an die grausamen Opfer des Nationalsozialismus widmete und später zum Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland ernannt wurde. In Drensteinfurt erinnert lediglich noch die aufwendig restaurierte Synagoge an die einstige Gemeinde; in Sendenhorst, Beelen und Ahlen finden sich noch Friedhöfe. Ihre Mitglieder aber kehrten nie zurück.
„Wegen dieses unvorstellbaren Verbrechens, bleibt die Tatsache um so unbegreiflicher, dass noch heute, im Jahr 2021, Personen ihr Unwesen treiben und all das verleugnen, sogar verteidigen“, so Daldrup. Das Potenzial militanter Rechtsextremer sei nach ersten Auskünften des Verfassungsschutzes im vergangenen Jahr unverändert hoch gewesen. Allein bis November 2020 meldete die Polizei rund 19.700 rechte Delikte – 2019 seien es insgesamt rund 22.300, fügte der Abgeordnete an.
„Der Tag der Befreiung hinterlässt uns also eine enorme Aufgabe: Natürlich um die Erinnerung wach zu halten, aber auch um den Anfängen zu wehren und uns jeden Tag für eine tolerante, weltoffene, wachsame und stake Zivilgesellschaft einzusetzen“, so Daldrup.