SPD im Gespräch mit der Bürgerinitiative B51 Telgte: Die Straße, die niemand mehr will

Die Planungen sind älter als eine gesamte Generation, von einem möglichen Baubeginn ist noch nichts zu spüren. Dennoch findet sich der Ausbau der B51 zwischen Telgte und Münster aktuell im vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans für 2030. Das bedeutet für die Bürgerinitiativen, die sich in Münster und im Kreis Warendorf gegen den in ihren Augen überdimensionierten Ausbau einsetzen: Ihre Arbeit ist noch nicht getan.

Unterstützung erhalten sie dabei von der SPD. Ralf Pomberg ist Kandidat für den Landtag im nördlichen Kreis Warendorf und als Beelener im Bereich der B64 ebenfalls unmittelbar von Straßenausbauplänen betroffen. Mit seiner Kandidatur möchte er auch die Initiative gegen den vierspurigen Ausbau der B51 unterstützen: „Alle Räte der angrenzenden Gemeinden sprechen sich geschlossen gegen den Ausbau aus und auch ich setze mich vehement dagegen ein: Die Straße ist aus etlichen Gründen nicht mehr zeitgemäß!“ Die Ausgangslage des Protestes erläutert die zweite Vorsitzende der Initiative, Silvia Krüger: „Der Stau vor Münster wird nicht entfernt, sondern nur verlagert. Zudem müsste der historische Prozessionsweg in Telgte samt Jahrhunderte altem Baumbestand entfernt werden.“ Auch Bernhard Daldrup teilt als Bundestagsabgeordneter und kommunalpolitischer Sprecher die Positionen der Initiative: „Die Auswirkungen für die Kommunen, die dieser Ausbau mit sich bringen würde, sind enorm. Stadtteile werden getrennt, Landwirten werden die Flächen genommen und vieles mehr. Eine Straße, die vor Jahrzehnten geplant wurde, muss in ihrer Dimension überprüft werden und den heutigen Bedürfnissen angepasst werden!“ Dazu kann Annette Watermann-Krass, im Landtag Mitglied im Umweltausschuss, ergänzen: „In Anbetracht der Klimaerwärmung, der Verkehrssicherheit und dem Ressourcenverbrauch ist die aktuell geplante Form der Straße mehr als unverhältnismäßig.“

Die Welt im Wandel – der Straßenausbau im Stillstand?

„Nicht mehr zeitgemäß“, geht vielen Menschen im Kontext geplanter Straßenausbauten leicht über die Lippen, doch was genau steckt eigentlich dahinter? Dr. Werner Allemeyer, Verkehrswissenschaftler und Mitglied der Telgter Initiative, erklärt: „Die Planung von Straßen basiert immer auf Erfahrungen aus der Vergangenheit. Hier geht das System aber nicht mehr auf. Allein angesichts der Klimakrise widerspricht es jeglichem seriösen politischen Handeln, einfach weiterzumachen wie bisher – Mobilität muss sich verändern und eigene Klimaziele verwirklichen.“ Dass die Straße auch aufgrund einer veränderten Lebensweise nicht mehr in die heutige Zeit passt, verdeutlicht Achim Specht von der Münsteraner Initiative: „Seit Beginn der Pandemie gehört Home Office in vielen Bereichen zur Unternehmenskultur, die Pendlerzahlen gehen also langfristig zurück. Zudem will Münster selbst „autoarm“ werden – eine vierspurige Straße in Richtung Zentrum passt in das Konzept nicht hinein.“ Weniger Autos – dass für dieses Gesamtziel noch viel passieren muss, wissen alle Beteiligten. Auch Karl-Heinz Redder von der SPD Telgte setzt sich für eine verbesserte Taktung des ÖPNV ein: „Wir müssen den Schienen- und Radverkehr attraktiver machen!“ Für Bernhard Daldrup ist da das 9€-Ticket aus dem Entlastungspaket der Bundesregierung ein wichtiger erster Ansatz: „Ich bin gespannt, wie sich diese Vergünstigung auf die Nutzung von Bus und Bahn auswirken wird.“ Er sieht darin eine Chance zur Weiterentwicklung.

Eine Weiterentwicklung der gesamten Verkehrssituation wünschen sich auch die Mitglieder der Bürgerinitiative. Landtagskandidat Ralf Pomberg fasst zusammen: „Die Verkehrssituation in der Region muss sich verbessern. Neue Ideen für angenehmeres Bus- und Bahnfahren, mehr und sichere Radwege, all das muss kommen. Eine vierspurige Straße brauchen wir hier jedoch garantiert nicht.“

Abschließend meint dazu die BI: „Nach diesem ersten Gespräch mit einer Partei im Wahlkampf liegt die Messlatte schon einmal richtig hoch. Wir sind gespannt auf die anderen Parteien…..“

MdB Bernhard Daldrup im Gespräch mit Verkehrswissenschaftler Dr. Allemeyer. Foto: Eickholt